Samstag, 27. Dezember 2014

Der Fall, der Fall, die Gefallenen.

Habe. Gestern. Bis. 16. Uhr. Geschlafen.
Mist.
Heute geht es mir etwas besser, aber ich habe mich eine Zeit lang gefühlt, als hätte mich ein Zug überrollt.
Manchmal ist es, als wäre ich irgendwo aufgerissen und aus diesem Riss würde alle Energie und jeder Wille, jede Richtung und jeder Gedanke heraussickern, bis nur noch eine leere Hülle übrigbleibt.

Natürlich sehe ich wie der Tod persönlich aus. Genauso fühle ich mich auch. Graue Haut, strähnige Haare. Schattenumwobene Augen und verschleierter Blick.

Es ist klar, dass ich da steckenbleibe, wenn ich mir das durchgehen lasse. Aber ich hätte beim besten Willen nicht früher aufstehen können. Ich war wie vom Blitz getroffen.
Richtig aufgewacht bin ich nicht mehr.
Es ist absolut surreal, dieses Gefühl, von einer anderen Realität in eine simulierte Wirklichkeit zu blicken.
Du siehst dich Dinge tun, siehst deine Umgebung und nichts davon scheint echt zu sein.
Mechanisch. Unwirklich. Gelogen.
Deine eigenen Handbewegungen wirken plastisch und programmiert. Du siehst hinein, durch deine Augen auf etwas Bekanntes und dennoch so Fremdes, aber du bist nicht, in dem Moment. Zumindest nicht hier.
Bist irgendwo tief, tief in deinem Kopf vergraben.
Ekliges Gefühl, echt. Alles wird so stumpf, so ungreifbar.

Aber mal auf zu positiveren Gewässern. Es war und ist ein schönes Weihnachten hier, so zu dritt.
In unserer winzigen Küche, auf der kleinen Theke Lachsforelle und Kartoffelbrei in kleinen Schüsseln oder auf Tellern bereitgestellt, mit drei Stühlen, welche für diese Küche auf beinahe ironische Weise viel zu groß sind.
Als wären wir eine Studenten-WG, nichts Halbes und nichts Ganzes, aber voller Wärme und Gemütlichkeit.
Und das macht das Halbe doch wieder vollkommen ganz.
Drei Gläser Rosé, die das Küchenlicht von einer noch nackten Glühbirne stammend in sanfte Regenbogenfarben brechen. Gute, beruhigende Musik im Hintergrund. Ed Sheeran, eine CD, die meine Schwester heute mitgebracht hat.
Es ist so schön und irgendwie ist mir nach Heulen zumute.
Ist es das erste Weihnachten, das wir so verbringen? Ist es, oder?
Es ist so friedlich.

Ich sehe immer noch sehr sachte Schatten über die Wände huschen, aus der Welt dahinter (...denke ich, kann mir nie sicher sein). Die Art von Schatten, die Wellen auf den Meeresboden werfen. Mal sehr blass, mal wieder etwas klarer.
Für mich ist es nichts Ungewöhnliches, da ich die Luft um mich her in ständiger Bewegung sehe.
Manchmal flimmert sie, ohne eine Quelle zu besitzen, die diese Hitzewellen werfen könnte. Manchmal zieht Nebel auf. Licht- und kleine schwarze Schattenflecken. Die Wände glitzern. Dann etwas, das aussieht wie Unterwasserströmungen. Meistens ändert das Licht pulsierend seine Farbe, Umrisse verschwinden, werden verschluckt oder winden sich, schlängeln, zucken umher. Wenn es heftig ist, (zu viel Stress oder zu viel getrunken am Vortag), dann explodieren Partikel in Regenbogenfarben, in Funken, alles um mich her zuckt und tanzt und wird verschlungen von diesem Funkenflug und ich muss mich sehr konzentrieren, damit es sich wieder stabilisiert.
Manchmal wird es dunkel, so dunkel, dass Alles verschluckt wird.
Manchmal, wenn ich in meinen Hinterkopf falle, kann ich seine Bilder sehen. Sie sind unerwartet...friedlich. Er fällt in Dunkelheit und aus ihr werden der Notwendigkeit wegen bunte Bilder geboren.
Ich sehe Schmetterlinge in der Decke und den Wänden, als würden sie mit einem OH-Projektor dorthingeworfen werden.
Merkwürdige Landschaftsszenerien. Gesichter. Augen. Würfel aus bunten Stäben zusammengesetzt.
Vieles mehr. Sie sind die seinen, wenn er gerade schläft, gerade versunken ist.

Ich habe erst vor Kurzem herausgefunden, dass viele Menschen gar keine Bilder sehen, wenn sie die Augen schließen.
Ich habe mich ehrlich gesagt veralbert gefühlt. Dachte, das wäre ein Scherz.
Es ist so normal für mich geworden, hinter geschlossenen Augen manchmal wahre Feuerwerke zu sehen. Manchmal sind sie sehr undeutlich, manchmal haarscharf und klar.
Ich sehe sie auch nicht nur vor dem Schlafengehen. Auch in stressigen Situationen, wenn etwas in meinem Kopf abschaltet und ich... wegdrifte.
Das letzte Mal waren es Babyköpfe und dunkle Augen.

Ich fühle mich, als wäre ein uralter Geist in mir, ein Etwas, das noch alte Götter und Dämonen kennt.
Und manchmal sehe ich sie, in einem Augenblick zwischen Augenblicken oder hinter meinen Augenlidern.
Es scheint nach mir zu rufen, beständig, wie eine längst verlorene Erinnerung.
Etwas fehlt.
Etwas fehlt so sehr.
Ich bin zwischen zwei Welten gefangen, seitdem er bei mir ist. Aber er ist auch schon so lange da, wie kann ich ihm Zutritt verwehren? Ich falle hin und wieder her, bis ich nicht mehr kann. Bis ich zerbreche und meine Teile daraufhin wieder verschmelzen muss. Eintausend Leben.
Ich weiß nicht mehr, wohin ich gehen soll.
Also bleibe ich- für den Moment zumindest -hier. Wer weiß schon, was die Zukunft bringt.
Woher soll ausgerechnet ich wissen, worauf das hier hinausläuft?
Ich weiß, dass ich verwirrt bin, dass ich mich verlaufen habe und dass es wahrscheinlich früher oder später alles hervorbrechen wird. Da kann auch der Zensor nicht viel tun und wenn er noch so stur bleibt. Irgendwann muss ich mich entscheiden und wenn es soweit ist... stehen die Karten für diese Welt nicht gerade günstig.
Aber jetzt-

-jetzt darf ich doch einfach den Moment genießen, oder? Bevor ich mich verliere? Bevor ich in etwas gehe, mich in etwas auflöse, von dem ich nicht weiß, was es für mich bereithält?
Ja, ich habe unsägliche Angst. Ja, ich weiß, dass etwas nicht stimmt. Ich bin nicht blind, ich sehe doch, dass ich mit meiner Umgebung aus irgendeinem Grund nicht mithalten kann.

Aber das Jetzt ist gut und schön und alles, was ich habe.

Also bleibe ich, für jetzt.


Entschuldigt meine... ich weiß auch nicht.
Da ist ein Druck, der auf meinen Ohren lastet. Ich fühle mich... bedröppelt. Hah.
Entschuldigt meine Existenz, vielleicht? Meine hinausgeworfenen, umherirrenden Worte?
... Hm. Wie dem auch sei:
Ich hoffe, ihr hattet alle ein frohes Weihnachtsfest!

1 Kommentar:

  1. Hallo, Lena :) (dann nenne ich dich so :))
    Was heißt hier danke? :D
    Hm... ein positives oder negatives Erdbeben? :b Aber ja, das kenne ich. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt :) Naja, und wer ist hier nicht bekloppt...

    Hm.. also ist er gewissermaßen... "losgelöst" von jeder Wertung, oder? Auch wenn ich ihn nicht unbedingt neutral sehen würde, wenn ich das so sagen darf. Auf der einen Seite kann eine Zensur ja etwas sehr Negatives sein, aber teilweise auch positiv... rein neutral wäre das dann nicht... Also... eine bürokratische Zensur, die evtl. selbst nicht gewertet werden will, aber auch negative Seiten haben kann...? :)
    Welche Welten meinst du genau? Innen & Außen?
    ja, dass er beschützend wirkt, kann ich nachvollziehen. Da gab es so einen Spruch von wegen "lieber die vertraute Haft/Gefangenschaft als das unbekannte Draußen"... eventuell deute ich da aber auch einiges falsch..?
    Was passiert denn, wenn du seine Grenzen überschreitest, wenn ich fragen darf?
    Na... Schattenfarben und Farbenkotze, das passt doch ;)
    Gut, wenn das Beispiel hilft. Ich bin da ja selbst noch ein wenig unsicher ^^'
    Dass in meinen/unseren Worten gerade viel Furchtbares steckt, ist wahr... naja, vielleicht mag ich es deswegen so gern, sie "hübsch" zu verpacken. Manche andere halten davon aber überhaupt nichts und rotzen einfach alles raus ^^'

    Ein Hoch auf abgefuckte, frustrierende, nutzlose Nagelscheren also ^^' Ja. Das stimmt. Hm.
    Ja... Menschen haben tausend Facetten. Ob dieses mehr besser oder schlechter ist, ist mir aber nicht soo klar ^^

    Diese Bilder, die du siehst... würdest du sie als Halluzinationen bezeichnen? Ich weiß nicht, ich bin gerade ein wenig verwirrt, entschuldige ^^

    Dir auch alles Liebe und einen guten Rutsch, wenn wir uns bis dahin nicht mehr lesen, dankeschön :)
    Achlys


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